Jedes Jahr im Juli ist "PKST-Zeit" in Hinterpommern

Margrit Schlegel PKST-Präsidentin


Begegnungen mit Land und Leuten in Hinterpommern hieß es in diesem Jahr zum zehnten Mal in Folge bei der PKST-Sommertagung im Bismarckschloss Varzin.
Seit 1946 ist hier eine polnische Forstschule untergebracht, in dem Haus in dem nachweislich seit dem Jahre 1516, beginnend mit Peter von Zitzewitz, deutsche Adelsfamilien ansässig waren. Vor 140 Jahren, also 1867, verkaufte Ewald von Blumenthal das Schloss an den damaligen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck. Hier also in einer der reizvollsten Gegenden Hinterpommerns trafen sich vom 15.-20. Juli fast fünfzig Teilnehmer um interessante Vorträge zu hören, das Rummelsburger Land und darüber hinaus die Stadt Stolp, den Kreis Bütow und in diesem Jahr erstmalig über Pommerns Grenzen hinweg die Kaschubische Schweiz zu erkunden. Weiter waren Treffen mit den Deutschen Freundeskreisen in Rummelsburg, Bütow und Stolp im Programm vorgesehen sowie Begegnungen mit dem Landrat des Kreises Stolp, dem Bürgermeister von Hammermühle, zu dem Varzin gehört, mit der Stadtverwaltung von Stolp und mit dem Bürgermeister von Bütow.
Zur Begrüßung am ersten Morgen waren in die vorbildlich restaurierte Remise in Varzin, die wir in diesem Jahr zum ersten Mal für unsere Tagung nutzen konnten, der Landrat von Stolp und der Bürgermeister von Hammermühle gekommen, die uns zusammen mit dem Hausherrn Peter Manka herzlich begrüßten.
Zu unserer großen Freude konnten wir an diesem Morgen eine Reisegruppe der PLM Bergisch Gladbach mit ihrem Vorsitzenden Paul Rudow unter der Leitung von Dr. Leitzke als Gäste empfangen.
Frau Schlegel gedachte zu Beginn ihrer Begrüßung des Initiators dieser Varziner Sommertagungen, Dr. Hans Günter Cnotka. Später legte sie zu seinem Gedenken an den vor zwei Jahren für ihn gepflanzten drei Eichen im Varziner Park ein Blumengebinde nieder. Leider werden wir uns mit der Anbringung einer Gedenktafel wohl noch eine Weile gedulden müssen.
Der Landrat aus Stolp und der Bürgermeister aus Hammermühle waren sich einig, dass unsere Besuche im Juli eines jeden Jahres ein wichtiges Datum in ihrem Terminkalender darstellen. Beide Herren sprachen herzliche Einladungen in das Landratsamt bzw. in ihr Rathaus aus.
Unsere große Gruppe von fast neunzig Personen führte Peter Manka durch das Schloss. Die Teilnehmer, die zum ersten Mal dort waren, lernten u.a. den Weißen Salon, das Treiberzimmer sowie Bismarcks Arbeitszimmer kennen und nicht zuletzt sahen sie seinen großen Schreibtisch, an dem nun Peter Manka arbeitet.
Im Schlosspark gab es ebenfalls viel zu sehen, und anschließend ging man auf den Richtberg zu der leider im Jahre 1957 fast völlig zerstörten Gedenkstätte der Familie von Bismarck.
Das Mittagessen nahmen wir dann gemeinsam mit den Pommern aus Bergisch Gladbach im Hotel "Podewils" in Krangen ein. Danach trennten sich unsere Wege, die Reisegruppe setzte ihre Fahrt durch Pommern fort.
Wir hörten einen vertonten Lichtbildervortrag von Friedhelm Schlegel über das Leben Otto von Bismarcks.
Mit uns waren gleichzeitig Kinder aus Weißrussland, aus Minsk, in Varzin. Sie sangen für die Dorfbewohner und für uns Lieder ihrer Heimat, zeigten Volkstänze und einige Tänzerinnen begeisterten besonders mit ihren ausgezeichneten Soloeinlagen. So verging der erste Tag in Varzin recht schnell, und bei herrlichem Sonnenschein konnten wir den Grillabend im Park genießen.
Es ist schon Tradition, dass wir an einem Tag den Kreis Rummelsburg bereisen und so auf den Spuren Otto von Bismarcks wandeln. Wir hatten das große Glück - wie bei unserer ersten Tagung im Jahre 1998 - dass uns Hans-Ulrich Kuchenbäcker mit großer Sachkenntnis und Liebe zu seinem Rummelsburger Land durch seine Heimat begleitete. Er wusste auf alle unsere Fragen eine Antwort und zeigte uns die Erinnerungsstätten an Otto von Bismarck, wie die Traukirche der Bismarcks in Altkolziglow, das Geburtshaus von Johanna von Puttkammer in Viartlum und den späteren Wohnsitz ihrer Familie in Reinfeld.
Am Kriegerdenkmal in Lubben gedachten wir unseren Toten und legten einen Kranz nieder. Das Mittagessen nahmen wir auf dem Schießplatz in Rummelsburg bei dem Vorsitzenden des Deutschen Freundeskreises Alfons Rekowski ein. Nach einer Fahrt durch Rummelsburg ging es über Pollnow, wo wir in der Kirche ein Orgelkonzert hörten, gespielt von unserem Mitreisenden Alexander Bahr, zurück nach Varzin.
Irmtraut Holzinger, die als einzige Teilnehmerin bei allen zehn Varziner Tagungen dabei war und auch Vorträge hielt, sprach jetzt über "Otto von Bismarck".
Weitere Beiträge hörten wir von Wolfgang Dahle über den Varziner Oberförster Ernst Westphal und von Hans-Ulrich Kuchenbäcker über Walter Flex, einst Hauslehrer in Varzin.
Wie schon anfangs gesagt, wir fuhren über Bütow und Behrendt in die Kaschubische Schweiz. Hier bot sich uns bei einer abenteuerlichen und lustigen Kutschfahrt ein wenig von der kaschubischen Landschaft. Anschließend stand das kleine Städtchen Karthaus auf unserem Programm. Hier war der Besuch wenig lohnend. Wir erlebten auf der Rückfahrt nach Bütow die herrliche kaschubische Landschaft mit ihren Hügeln, Wäldern und zahllosen Seen. Auf der Burg in Bütow konnten wir uns auf der Terrasse von der langen Fahrt erholen. Dann ging es weiter zum Lehmberg, wo uns Hors Ludwig zu einem Grillabend angemeldet hatte. Hier wurden wir vom Bürgermeister von Bütow und seinem Stellvertreter sehr herzlich begrüßt. Unserer Einladung war ebenfalls der Chor des Deutschen Freundeskreises mit ihrer Vorsitzenden Violetta gefolgt. Sie sangen für uns Volks- und Heimatlieder. Zum Abschluss -leider hatte uns ein Gewitter mit heftigen Sturmböen von unseren Plätzen unter den großen Bäumen vertrieben, und nicht alle fanden einen trockenen Platz- sangen wir gemeinsam unser Pommernlied.


Die Teilnehmer vor dem Schloss in Stolp

Am nächsten Tag war Stolp unser Reiseziel. Der Vorsitzende des Stolper Bundes der Deutschen, Detlef Rach, hatte für uns einen Besuchstermin im Rathaus vereinbart. Leider war der Stadtpräsident sowie sein Stellvertreter nicht anwesend. Wir wurden von einer Ratsvorsitzenden begrüßt, die uns über ihre Stadt etwas erzählte und auch einige Fragen beantwortete, wie z.B. nach der Ansiedlung von Wirtschaftsbetrieben.
Hier erfuhren wir auch, dass ganz in der Nähe von Stolp wieder das "Stolper Jungchen" hergestellt wird. Als Präsent bekamen wir eine originale Nachbildung der deutschen Werbung für diesen Käse.
Eine Besichtigung des Rathauses und ein Blick vom Rathausturm auf die Stadt und ihre Umgebung schlossen sich an. Inzwischen wartete Frau Sellheim schon auf uns. Wir gingen gemeinsam zum Museum, um uns die zahlreichen Zeichnungen, Grafiken, Glasmalereien und Radierungen des Künstlers Rudolf Hardow anzusehen, die Frau Sellheim in einer großen Ausstellung mit deutschen Untertiteln zusammengestellt hat.
Hardow war kein Pommer, er war durch seine Lehrertätigkeit nach Stolp gekommen. Viele Ansichten vom Stadtbild und von malerischen Winkeln, die Rudolf Hardow vor kaum einem Jahrhundert zeichnete, gaben uns einen Einblick in das alte Stolp und seine Umgebung.
Hardows Spuren sind heute für manche ein Weg in die Kindheit und ein Schutz des pommerschen Kulturerbes. Vielleicht für andere Heimatkreise eine Anregung zur Nachahmung.


Begrüßung durch den Landrat des Kreises Stolp und durch den Bürgermeister von Hammermühle

Wir lösten dann unser Versprechen ein und besuchten den Landrat im historischen Landratsamt. Er empfing uns im Ratssaal, der wie das gesamte Landratsamt sein Aussehen in den über einhundert Jahren seines Bestehens kaum verändert hat. Es steht, wie auch das Rathaus, unter Denkmalschutz. Stolp hat heute 94.000 Einwohner. Bereits gefördert wurden mit EU-Geldern in seinem Kreis: die Remise in Varzin, die Kirche in Wussow und die Renovierung von weiteren 5 Kirchen im Kreis Stolp sowie fünf Kirchen im Kreis Schlochau. Er ging dann ebenfalls auf die Partnerschaft mit dem Herzogtum Lauenburg ein. Besonders hervorzuheben sei ein gemeinsames Projekt für behinderte Kinder.
Frau Schlegel erhielt als Gastgeschenk einen Bildband über die Kirchen im Kreis Stolp. Leider kann man anhand der deutschen Untertitel nicht erkennen, um welche Dorfkirchen es sich handelt, da die Ortsnamen nur in polnischer Sprache aufgeführt sind.
Mit einer Stadtrundfahrt, während der uns Detlev Rach einige Sehenswürdigkeiten zeigte, beendeten wir unseren Besuch in Stolp.

Für den Abend war der Abschiedsempfang im Arbeitszimmer Otto von Bismarcks vorgesehen. Zu diesem letzten Höhepunkt unserer diesjährigen Sommertagung waren neben den Teilnehmern auch einige Gäste gekommen.
Margrit Schlegel bedankte sich bei allen, die zum Erfolg dieser 10. Varziner Tagung beigetragen haben, insbesondere bei Peter Manka, der bei der Vorbereitung und Durchführung ein zuverlässiger Partner war.
Als kleines Dankeschön erhielt er drei gerahmte Darstellungen, die Bismarcks Kinder- und Jugendjahre im Kreis Naugard darstellen. Sie sind für das kleine Museum in der ersten Etage der Remise bestimmt, in dem bereits einige interessante Exponate über den Kreis Rummelsburg sowie über Varzin und den Altreichskanzler ausgestellt sind.
Es waren wieder einmal sehr interessante und sehr harmonische Tage in der Heimat, und einige Teilnehmer brachten das mit anerkennenden Worten zum Ausdruck. Sie alle erhielten eine kleine Broschüre mit Kopien von Zeichnungen aus dem alten Dorf Varzin.
Bei unseren Begegnungen mit Land und Leuten stellten wir keine Misstöne fest, die sich eventuell aus der Warschauer Politik ergeben könnten.
Die abendliche Geselligkeit mit zahlreichen Gesprächen wollte oft kein Ende nehmen, so fanden auch die neuen Teilnehmer sehr schnell Kontakt. Ein Landsmann, der aus Varzin stammt, war sogar aus Kanada angereist.

Zum Abschluss dieser 10. PKST-Sommertagung wurde natürlich die Frage nach dem Termin für das nächste Treffen in Varzin festgelegt, und zwar ist dafür die Zeit vom 13. - 18.07.2008 vorgesehen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird der Pommersche Kreis- und Städtetag ein neues Varziner Heft herausgeben.