Heimatzeitungen sind Bindeglieder zur Heimat und zum Heimatkreis


von Margrit Schlegel, PKST-Präsidentin


Seit dem Jahre 2002 lädt der PKST alle zwei Jahre zu einer Tagung mit den Herausgebern und Schriftleitern der Heimatzeitungen ein. So waren auch zu dieser 4. Tagung über vierzig Landsleute der Einladung gefolgt. Am 28. und 29.Februar trafen sie sich im Pommern-Zentrum in Travemünde und stellten unter dem Motto " Heimatzeitungen als Bindeglieder zu unseren Landsleuten" ihre Zeitungen vor.
Die PKST-Präsidentin begrüßte neben den Landsleuten die Referenten der Tagung Herrn Dr. Ringsdorf, den Leiter des Bundesarchivs in Bayreuth und Herrn Peter Großpietsch, Schriftleiter der größten Schlesischen Heimatzeitung "Der Grafschafter Bote" sowie den leitenden Redakteur der Pommerschen Zeitung, Herrn Michael Hammermeister.
Frau Schlegel stellte fest, dass uns 21 Heimatzeitungen bekannt sind neben einigen Heimatnachrichten von Dorfgemeinschaften, Schulnachrichten und Informationsblättern von pommerschen Sportlern.
Erwähnenswert ist, dass seit der ersten Vorstellung der Heimatzeitungen im Jahre 2002 nur zwei nicht mehr erscheinen, und zwar bedingt durch den Tod der Schriftleiter.
Die Heimatzeitungen bestehen zu einem Teil seit sechzig Jahren. In dieser Zeit haben sie ein Stück Geschichte geschrieben, vor allem aus dem engeren Kreis der jeweiligen Landsleute. Aufgabe der Heimatbriefe war und ist das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu stärken und die Verbindung zur Heimat nicht abreißen zu lassen. Hohes Alter und Krankheit hindern die Landsleute an Heimatreisen und an der Teilnahme an Heimattreffen. So stellen die Heimatzeitungen ein Bindeglied zwischen den Heimatkreisen sowie zu den Freunden und Nachbarn von Zuhause dar. Wünschenswert ist, dass sich auch unsere Kinder und Enkel durch die Pommersche Zeitung und die Heimatzeitungen interessieren für die Heimat ihrer Eltern und Großeltern. So kann die Arbeit der Erlebnisgeneration ihre Fortsetzung finden.
Zunächst hörten wir vom leitenden Redakteur unserer Pommerschen Zeitung, Herrn Michael Hammermeister, einiges über die Arbeit der Zeitung. Bekanntlich sind außer dem leitenden Redakteur noch zwei weitere Redakteure mit der Herausgabe der Pommerschen Zeitung beschäftigt, Herr Hubert Böttcher und Herr Michael Hegewald. Von den Teilnehmern wurde der politische Teil der Zeitung, der überwiegend von Herrn Hammermeister erarbeitet wird, gelobt. Einen großen Raum nahmen auch die Heimatseiten ein, die für die anwesenden Landsleute aus den Heimatkreisen von besonderer Bedeutung sind.
Herr Hammermeister zeigte uns auch den Weg der äußeren Gestaltung der Zeitung auf. Er hatte einige Exemplare aus den Anfängen mitgebracht, die uns, die heutigen Leser, doch etwas fremd anmuten. Schwarz-weiß und mit kleinen Bildern -selbst auf der ersten Seite sehen diese Pommerschen Zeitungen den heutigen Ausgaben wenig ähnlich. Das Layout der Tageszeitungen, große Farbbilder und weniger Texte, hat auch unsere Pommersche Zeitung übernommen. Leider trifft das aus Kostengründen nur für die Titelseite zu.
Gegen entsprechende Bezahlung der Verfasser oder durch den Heimatkreis ist es aber auch möglich, die Heimatseiten mit Farbfotos zu gestalten. In diesem Zusammenhang sprach Herr Hammermeister von der "Macht der Bilder".
Die Pommersche Zeitung bietet neben ihrem politischen Teil und Berichten über pommersche Aktivitäten in den Orts-, Kreis- und Landesgruppen sowie beim Pommerschen Kreis- und Städtetag und den Heimatkreisen, auch die Möglichkeit geschichtliche und kulturelle Berichte über unsere Heimat nicht nur dem Kreis unserer Leser der jeweiligen Heimatzeitung, sondern allen Lesern zu vermitteln. Herr Hammermeister konnte im Anschluss an seine Ausführungen viele Fragen der Teilnehmer beantworten. Trotz des Bezieherrückgangs hat die Pommersche Zeitung im letzten Jahr eine gute Entwicklung genommen.


PKST-Kulturtagung im Pommern-Zentrum

Die Vorstellung der Heimatzeitungen erfolgte nun durch ihre Schriftleiter, von denen 17 anwesend waren und die auch Probeexemplare zur allgemeinen Verfügung auslegten. Hier konnten wir etwas über die Herstellungskosten, die Auflagenhöhe, die Bezahlung durch die Bezieher, z.B. durch Spenden oder Abo-Gebühren erfahren. Auch die Erscheinungsweise ist unterschiedlich. Es gibt nur wenige Monatsblätter, die meisten erscheinen vierteljährlich und einige auch jährlich. Wichtig sind den Herausgebern neben Berichten über Reisen in die Heimat, auch Aktuelles aus der Heimat, geschichtliche Beiträge und Familiennachrichten wie Geburtstagslisten. Einige Heimatzeitungen lassen aktuelle Fotos in Farbe drucken. Durch Kontakte in die Heimat erfolgt bei den meisten Heimatzeitungen der Versand einiger Exemplare neben den Deutschen Minderheiten auch an die Kommunen und entsprechende andere Stellen in den Heimatgebieten. Auch der Bezieherrückgang kam zur Sprache, ebenso wie das Thema der Nachfolge. Insgesamt waren alle Herausgeber bzw. Schriftleiter aber zuversichtlich, es war unschwer zu erkennen, dass sie mit Begeisterung und Liebe zur Heimat sowie mit viel Erfahrung ihre ehrenamtliche Arbeit ausführen.
Ein weiteres Thema war auch die Werbung. Welche Möglichkeiten haben wir ? Einmal natürlich ist es wünschenswert, dass bei Todesfällen ein Familienmitglied als Bezieher erhalten bleibt, außerdem können wir auf unseren Internetseiten werben und vielleicht im Heimatbrief des Nachbarkreises.

Der Pommersche Kreis- und Städtetag hat auf seiner Webseite www.pommerscher-kreis-und-staedtetag.de die uns bekannten Heimatzeitungen und ihre Schriftleiter veröffentlicht.

Die größte schlesische Heimatzeitung "Der Grafschafter Bote" - sie erscheint im 59. Jahrgang - stellte ihr Schriftleiter Peter Großpietsch vor. Mit einer Bezieherzahl von neuntausend kann keine unserer pommerschen Heimatzeitungen nur annährend aufwarten. Die Arbeit wird vom Schriftleiter und zwei weiteren Mitarbeiterinnen erledigt. Es erscheinen jährlich elf Ausgaben, die sich mit Heimatpolitik, Kultur und Geschichte sowie mit Verständigung und Versöhnung, mit Kollektivschuld und Vertreibung und mit den Wechselbeziehungen zwischen Deutschland und Polen befassen, um neben ausführlichen Familiennachrichten nur einige Themen zu nennen. Bei den Schlesiern gibt es noch 46 Heimatzeitungen.


PKST-Kulturtagung im Pommern-Zentrum

Dr. Ulrich Ringsdorf, gab einen Überblick über das Bundesarchiv in Bayreuth, dessen Leiter er ist. Das Bundesarchivs ist an acht Standorten vertreten, und zwar in Berlin, Koblenz, Freiburg, Hoppegarten, St Augustin, Bayreuth, Rastatt und Ludwigsburg. In Bayreuth bietet der Benutzersaal ideale Möglichkeiten für die Erforschung von Flucht und Vertreibung am Ende des 2. Weltkrieges, der Regionalgeschichte und Familienkunde der ehemaligen deutschen Ostgebiete sowie Auskünfte aus dem Lastenausgleichsarchiv. Zweckmäßig ist eine vorherige Anmeldung, damit die gewünschten Unterlagen beim Besuch vorliegen. In den meisten Fällen entstehen außer den Kopierkosten keine zusätzlichen Gebühren.
In Bayreuth umfasst die Ost-Dokumentation ca. zehntausend Erlebnisberichte und achtzehntausend Fragebogenberichte über Flucht und Vertreibung und die Gemeindeseelenlisten (meist aus den Dorfgemeinden) teilweise mit Ortsplänen. Das Bundesarchiv in Bayreuth verfügt über eine umfangreiche Bibliothek mit Flucht- und Vertreibungsliteratur und ist auch weiterhin an Zugängen interessiert, das gilt auch für unsere Heimatzeitungen.
Dr. Ringsdorf beklagt, dass die jungen Archivare wenig oder nichts wissen über Flucht und Vertreibung, den Vertreibungshintergrund und über die deutschen Ostgebiete.
Gleich nach Ende des 2. Weltkrieges entstanden die Suchdienste des Deutschen Roten Kreuzes, der kirchliche Suchdienst und die Heimatortskartei. Jeder vierte Deutsche war ein Suchender oder ein Gesuchter.
Abschließend sprach Herr Dr. Ringsdorf eine Einladung nach Bayreuth aus, um vor Ort mit interessierten Vertretern unserer Heimatkreise das Bundesarchiv kennen zulernen und zu forschen.
Es war eine interessante Tagung, die uns allen wieder einmal gezeigt hat, was in unseren pommerschen Heimatkreisen geleistet wird und hier ganz besonders von den sehr aktiven Schriftleitern und Herausgebern unserer Heimatzeitungen.
Die Tagung endete mit dem gemeinsamen Gesang des Pommernliedes.
Zuvor hatte die PKST-Präsidentin noch eine ehrenvolle und nicht alltägliche Aufgabe zu erfüllen, und zwar die Verleihung der höchsten ansteckbaren pommerschen Auszeichnung, das Goldene Eichenblatt, das an nur zehn lebende Landsleute verliehen wird, an den Ehrenvorsitzenden des Heimatkreises Rummelsburg, Herrn Hans-Ulrich Kuchenbäcker. In ihrer Laudatio würdigte Frau Schlegel die großen Verdienste, die sich Herr Kuchenbäcker für seine Heimatstadt Rummelsburg und den Heimatkreis erworben hat. "Wer von Rummelsburg spricht, denkt an Hans-Ulrich Kuchenbäcker" mit diesen Worten und mit dem Wunsch für noch recht viele erfolgreiche Lebensjahre in Gesundheit an der Seite seiner Frau, die ihn bei allen Unternehmungen tatkräftig unterstützt, schloss sie ihre Würdigung.
Die Landsleute erwiesen Hans-Ulrich Kuchenbäcker stehend Beifall.