PKST-Jahrestagung 2007 setzt Zeichen für die Zukunft der Heimatkreise


Seit 40 Jahren arbeiten die pommerschen Heimatkreise unter dem Dach des Pommerschen Kreis- und Städtetages

PKST-Präsidentin Margrit Schlegel

Im Vorfeld der diesjährigen Mitgliederversammlung des Pommerschen Kreis- und Städtetages trafen sich vom 15. – 17. März die Vertreter unserer Heimatkreise mit ihren Patenschaftsträgern im Pommern-Zentrum. Der Einladung des PKST waren bis auf einen Heimatkreis alle achtundzwanzig Heimatkreise gefolgt, und zwar mit ihren Vorsitzenden, Heimatkreisbearbeitern, Mitarbeitern aus Heimatkreisausschüssen sowie zwölf Vertretern vom Patenstädten und –kreisen.

Es war die stattliche Zahl von siebzig Teilnehmern, die sich im Pommern-Zentrum eingefunden hatten, um etwas über die 40jährige Geschichte des Pommerschen Kreis- und Städtetages zu hören, sich über die Patenschaften und auch Partnerschaften zu unterhalten. Ein Schwerpunktthema behandelte die Zukunft unserer Heimatstuben.

Die Präsidentin erwähnte in ihrer Begrüßung den Aufbau der Pommerschen Landsmannschaft, die bekanntlich aus zwei Säulen besteht, und zwar aus den Landesgruppen mit ihren Untergliederungen den Orts- und Kreisgruppen und der zweiten Säule, dem Pommerscher Kreis- und Städtetag mit den achtundzwanzig hinterpommerschen Heimatkreisen und der Traditionsgemeinschaft der pommerschen Turner und Sportler. Der PKST ist aus der Arbeitsgemeinschaft der Heimatkreise entstanden. Er wurde am 6. März 1967, also fast auf den Tag genau vor 40 Jahren, umgewandelt in den Pommerschen Kreis- und Städtetag (PKST).


Die Präsidentin mit einigen Präsidiumsmitgliedern nach der Wahl

Margrit Schlegel würdigte in ihrem kurzen Abriss über die Geschichte der Patenschaften ihre Bedeutung für unsere Landsleute und für die Arbeit in unseren Heimatkreisen. In den Jahren 1954 bis 1964 wurden die meisten dieser Patenschaften zwischen Städten und Kreisen in Westdeutschland –für Pommern größtenteils in Schleswig-Holstein- und unseren pommerschen Heimatstädten und –kreisen geschlossen. Die Patenschaften haben wesentlich dazu beigetragen das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Landsleuten zu erhalten und zu vertiefen. Außerdem haben sie eine Fülle menschlicher Verbindungen neu entstehen lassen. Unsere Patenstädte und –kreise sind für uns zu einer Ersatzheimat geworden, die uns während der zahlreichen Patenschaftstreffen immer vertrauter wurden. Heute können oftmals die finanziellen Zuwendungen der Patenschaftsträger nicht oder nur vermindert gewährt werden. Die Patenschaften sind aber auch heute noch wichtig. So kann durch sie die Erhaltung der pommerschen Identität gewahrt werden, insbesondere durch die Präsentation unserer Heimatstuben.

Die Präsidentin bedankte sich bei den Patenschaftsträgern im Namen des PKST für die in der langen Zeit von oft über fünfzig Jahren gehaltene Treue zu unseren Heimatkreisen. Sie erwähnte ebenfalls, dass es der PKST als eine nicht nur in der Heimatkreisordnung (HKO) festgeschriebene Aufgabe ansieht, sich um den Erhalt und die Pflege der Patenschaften zu kümmern.

Aus der Patenschaftsarbeit des Kreises Segeberg zum Heimatkreis Dramburg sprach anschließend Kreispräsident Zylka aus Bad Segeberg. Er gab einen umfassenden Bericht vom Beginn der Patenschaft im Jahr 1956 bis heute. Selbst aus einer schlesischen Familie stammend, hat er seit vielen Jahren die Patenschaftsarbeit zur "Chefsache" erklärt. Ein großes Lob sprach er dem Heimatkreis Dramburg aus, der in vorbildlicher Weise mit seinen Paten zusammenarbeitet und mit dessen Unterstützung auch eine Partnerschaft zum heutigen Kreis Dramburg begründet wurde.

Der nachfolgende Redner, der ehemalige langjährige Bürgervorsteher der Stadt Heide, Reinhard Woelk, war leider erkrankt. Sein Beitrag wurde vom Patenschaftsvertreter der Stadt Heide, Hartmut Kanzmeier verlesen. Das Thema hieß "Patenschaft und Partnerschaft am Beispiel Heide – Naugard".

Am 11. Mai 1963 wurde die Patenschaft der Stadt Heide zu den ehemaligen Naugardern geschlossen, über zweitausend Festteilnehmer waren dabei. Er erinnerte daran, dass der damalige Bürgermeister der Stadt Heide bei der Übergabe der Patenschaftsurkunden den Naugardern sagte: "Unsere Stadt öffnet ihre Tore und ihre Herzen für Sie. Ihre angestammt deutsche Heimat kann sie nicht ersetzen, sie steht Ihnen aber stellvertretend für Ihre Heimatstadt zur Seite."

Heimatverbundenheit und Zusammengehörigkeitsgefühl werden bei den Patenschaftstreffen alle zwei Jahre in Heide dokumentiert. Die Heimatstube der Naugarder hat ein neues Domizil in der Museumsinsel gefunden. Eine gelungene Lösung, die nicht zuletzt aufgrund der Initiative der Vorsitzenden Margrit Schlegel zustande kam.

Zu der seit nunmehr über zehn Jahren bestehenden Städtefreundschaft zur heutigen polnischen Stadt Naugard führte er u.a. aus, dass sie auch auf Wunsch der heimatvertriebenen Naugarder begründet wurde. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die mitgestaltende Einbeziehung des Heimatkreises.

Zum Schwerpunktthema der Tagung berichtete dann Dr. Uwe Schröder, der Leiter des Pommerschen Landesmuseums in Greifswald. Neben den Museumsgebäuden in Greifswald gehört zu seinem Museum auch das Jagdschloss Granitz auf Rügen. Hier finden zahlreiche Ausstellungen statt, so z.B. "Pommernland ist abgebrannt" ein Thema über den Dreißigjährigen Krieg, "Vom Krautjunker zum Betriebswirt", "Leben und Brauchtum auf dem Lande", "Auswandererschicksale", "Bismarckverehrung", "Stettin ist eine schöne Stadt" und "Ein Sommer in Pommern". Geplant ist eine Ausstellung "Pommern im 20. Jahrhundert", ein schwieriges Unterfangen, da es dann bekanntlich zwei Geschichten gibt, eine deutsche und eine polnische. Hier bittet er die Erlebnisgeneration um Mitarbeit, d.h. es werden Objekte aus unserer Jugend in Pommern gesucht.

Obwohl das Platzangebot des Pommerschen Landesmuseums groß erscheint, sieht Dr. Uwe Schröder keine Möglichkeit für eine zusammenhängenden Ausstellung der Inhalte unserer Heimatstuben. Er sieht das Pommersche Landesmuseum in Greifswald als "Partner in der Not", das bedeutet, wenn eine Heimatstube keine Bleibe mehr haben sollte, kann das Archivgut in Greifswald eingelagert werden. Die Aufgabe eines Museums liegt im Sammeln und Bewahren, als Nebenprodukt nennt Dr. Schröder das Ausstellen.

In der nachfolgenden Diskussion wurde der Wunsch der Erhaltung unserer Heimatstuben in den Patenstädten von fast allen Heimatkreisen geäußert und die Patenschaftsträger zeigten ihre Bereitschaft dazu. So hörten wir z.B. von Melle, der Patenstadt der Regenwalder, über die Pläne die Regenwalder Sammlungen im Meller Heimatmuseum auszustellen. In Heide wird die Heimatstube als "Museum Naugard" bereits in zwei Räumen des Heimatmuseums in der Museumsinsel dauerhaft präsentiert und ist während der Öffnungszeiten des Museums allen Interessierten zugänglich.

Der Vertreter des Schlesischen Kreis- Städte- und Gemeindetages, Herr Dr. Gerhard Kaske, stellte uns sein Konzept zur Erhaltung der Heimatstuben vor.

Zunächst hat er für seinen Heimatkreis Liegnitz eine Stiftung gegründet. Das Stiftungskapital setzt sich zum einen aus dem von einem Sachverständigen bewerteten Inhalt der Liegnitzer Heimatstube in Wuppertal und zum anderen aus einem alten Schulgebäude in Görlitz, für das die Stadt als Stifter miteinbezogen ist, zusammen. Weitere Zustiftungen von schlesischen Heimatkreisen und anderen Institutionen sind möglich. Nach Restaurierung des Schulgebäudes sollen dann nach und nach die beteiligten Heimatstuben dort einziehen.

Über diese Idee wurde diskutiert. Letztendlich stellten wir fest, dass sie für unsere pommerschen Heimatstuben nicht geeignet ist, weil uns das Kapital dazu fehlt. Fazit für uns ist, dass jeder Heimatkreis die beste Möglichkeit finden sollte. Wichtig dabei erscheint aber, dass wir bei dem Erhalt der Heimatstuben in den Patenstädten eine Vereinbarung treffen müssen, dass die Ausstellungen auf Dauer bei unseren Paten gezeigt werden. Wir haben eine Verpflichtung unseren Landsleuten gegenüber übernommen, die uns die aus der Heimat geretteten Kulturgüter einmal überlassen haben. Sie sollen immer an unsere pommersche Heimat erinnern und an das Schicksal der Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten.

Geplant ist vom PKST die Herausgabe eines Wegweisers durch unsere Heimatstuben, der Auskunft über ihre Standorte und Öffnungszeiten gibt.


In der Gedenkallee während des Rundgangs durch das Pommern-Zentrums

Mit einem Rundgang durch das Pommern-Zentrum mit dem Geschäftsführer Jens Rüdiger, der besonders von unseren Patenschaftsträgern, die zu einem großen Teil die Anlage bisher nicht kannten, mit großem Interesse und viel Lob für das Geschaffene aufgenommen wurde, endete dieser Teil der PKST-Jahrestagung 2007.

In der sich anschließenden Mitgliederversammlung wurden weitere Zukunftspläne besprochen. Es ging dort um unsere zahlreichen Gedenkstätten in der Heimat, was wird einmal daraus, wenn wir sie nicht mehr betreuen? Eine einheitliche Lösung sollten wir versuchen über den Denkmalsschutz in Polen zu finden. Ein Thema war auch die vom PKST in Zusammenarbeit mit den Heimatkreisen bereits mehrfach beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Kassel beantragte Gedenktafel für unsere pommerschen Landsleute auf dem Soldatenfriedhof in Glien , die in Verbindung mit einer Baumpatenschaft erneut mit dem Volksbund angesprochen und wiederum abgelehnt wurde. Die PKST-Präsidentin wird nochmals in Kassel vorstellig werden, um den Wunsch der 28 hinterpommerschen Heimatkreise vorzutragen, und zwar als einstimmigen Beschluss ihrer Vertreter.

In der Mitgliederversammlung wurden zahlreiche weitere Themen angesprochen, u.a. auch die Zukunft der Pommerschen Landsmannschaft.

Über die Arbeit der Deutschen Freundeskreise in Hinterpommern sprach Detlev Rach, der Vorsitzende des Stolper Bundes der Bevölkerung deutscher Abstammung. Die Vertreter der Heimatkreise gaben Berichte über ihre Aktivitäten. In der anschließenden Aussprache konnten Einzelheiten noch hinterfragt werden.

Das PKST-Präsidium wurde einstimmig wiedergewählt, und zwar

Präsidentin: Margrit Schlegel; Vizepräsident: Wilfried Dallmann; Schriftführer: Peter Fünning; Beisitzer: Jürgen Kolbe, Willi Krause, Werner Panknin, Bruno Feldt, Reiner Will und Horst Vahldick.

Die Präsidentin gab abschließend die Termine der PKST-Veranstaltungen im Jahre 2007 bekannt, und zwar findet vom 15.-21.07.07 die 10. PKST-Sommertagung in Varzin statt und vom 05.-09.10.07 eine verständigungspolitische Tagung in Külz zum Thema "Ein Dialog mit den in unserer Heimat lebenden Menschen". Die Programme werden rechtzeitig in der Pommerschen Zeitung veröffentlicht. Bereits jetzt sind interessierte Landsleute zu den beiden Tagungen in Hinterpommern herzlich eingeladen.

Diese informative PKST-Tagung mit ihren in die Zukunft gerichteten Aussagen und Denkanstößen endete mit dem gemeinsamen Gesang des Pommerliedes.