Die Nachkriegsliteratur der Heimatkreise

2. PKST-Kulturtagung zum Thema „Pommersche Heimatliteratur“

Mit ihrer Literatur und ihren Heimatzeitschriften beschäftigte sich die zweite Tagung der Vertreter der Heimatkreise zu diesem Thema. Der Pommersche Kreis- und Städtetag hatte dazu vom 05.-07. März in das Pommern-Zentrum nach Travemünde eingeladen. Während bei der ersten Tagung im Jahre 2002 dreißig Teilnehmer gekommen waren, so fehlte nun kein Heimatkreis, und es waren fast sechzig Landsleute anwesend.
Nach der Begrüßung und Einführung in die Tagung durch die Präsidentin des PKST folgte ein Bericht über die Pommersche Zeitung vom leitenden Redakteur, Michael Hammermeister, der mit der Erfolgsgeschichte unserer Zeitung begann. Ihrem jahrzehntelangen Bestehen und ihrer erfolgreichen Arbeit verdankt die Pommersche Landsmannschaft eine maßgebliche Förderung. Michael Hammermeister signalisierte Zusammenarbeit mit den Herausgebern der Heimatzeitungen, deren Themen sich weitgehend mit der engeren Heimat befassen. Alle Berichte, die wir einer größeren Leserschaft zugänglich machen wollen, sollten nach Möglichkeit auf den Heimatseiten unserer Pommerschen Zeitung veröffentlicht werden. Außerdem können die Zeitschriften die Aktualität und den so wichtigen politischen Teil der Pommerschen Zeitung nicht ersetzen. Wünschenswert wäre, wenn jeder Pommer „Erstleser“ unserer Zeitung würde, als sinnvolle, aktuelle und informative Ergänzung zu seiner Heimatzeitschrift. Hierzu möchte ich Sie, liebe Landsleute, ermuntern! Nach Schätzungen der Zeitung und der Rückkoppelung der Leserschaft wird jede PZ 2,5 Mal gelesen. Michael Hammermeister stellte auch unsere Kulturzeitschrift „Pommern“ vor, die die PLM herausgibt und die unter seiner Regie erstellt wird. Anschließend konnten wir in den Redaktionsräumen technische Details über das Entstehen der PZ erfahren.
Einen breiten Raum nahm dann die Vorstellung der Heimatzeitungen und der Heimatliteratur ein. Die überwiegende Zahl der Herausgeber hält engen Kontakt zu den Heimatkreisen. In den meisten Fällen sind es sogar die Vorsitzenden oder Mitglieder der Heimatkreisausschüsse, die federführend an der Erstellung mitwirken. Es ist geplant, dass der PKST in dem von seinem Vizepräsidenten und Kulturreferenten Dr. Hans-Günter Cnotka herausgegebenen „Pommerschen Heft“ Nr. 2 ein Verzeichnis erstellt, das die gesamte von den einzelnen Heimatkreisen erschienene Literatur von den Anfängen nach 1945 bis zur Gegenwart umfasst.
Einen interessanten Vortrag mit Lichtbildern hielt dann der in Stolp geborene Gottfried Loeck. Er gab einen Überblick über die naturgetreuen Darstellungen pommerscher Landschaften (Veduten), z.B von Sanne und Abbildungen aus der Lubinschen Karte.

Ute Rhodgeß gab zunächst eine Einführung in die Geschichte der Bibliothek im Pommern-Zentrum, die am 1. Oktober 1989 gegründet wurde und heute ca. zwanzigtausend Bände und zweihundert Zeitschriften umfasst. Sammelgebiete sind u.a. Geschichte, zumeist aus Pommern und den anderen historischen deutschen Ostgebieten. Es folgte eine Führung durch die Bibliotheksräume. Hier eine Bitte an die Herausgeber der Heimatzeitungen möglichst lückenlos ihre Zeitschriften der Bibliothek zur Verfügung zu stellen. Dasselbe gilt für alle pommerschen und ostdeutschen Bibliotheken, insbesondere für die Universitätsbibliothek in Greifswald. Ein Partner der Pommern auf dem Gebiet der Druckerzeugnisse ist die Firma Obotritendruck in Schwerin. Der Geschäftsführer, Lothar Kweton, berichtete über die Gründung und den Aufbau seiner Firma und machte uns mit den Produkten seiner Firma bekannt. Für die Pommersche Landsmannschaft druckt der Obotritendruck die Zeitschrift „Pommern“, der Heimatkreis Stargard lässt dort das „Stargarder Jahresblatt“ herstellen.
In diesem Zusammenhang wurde über technische Einzelheiten bei Vorbereitung und Herausgabe von Veröffentlichungen gesprochen und nicht zuletzt über die Finanzierung, die Bezugsgebühren, bzw. über die Bezahlung auf Spendenbasis.
Auch die Verbreitung in der Heimat war ein Thema. So wird z.B der „Stettiner Bürgerbrief“ in Stettiner Buchhandlungen zum Verkauf angeboten. Der „Naugarder Heimatbrief“ wird in der Heimat kostenlos an Schulen und Bibliotheken verteilt.
Durch Ivo Asmus wurde dann die Universitätsbibliothek in Greifswald vorgestellt. Sie zählt zu den ältesten Universitätsbibliotheken in Deutschland und wurde 1604 zum ersten Mal erwähnt. In der preußischen Zeit von 1815 – 1945 erhielt sie das Pflichtexemplarrecht für Pommern und entwickelte sich damit zur wichtigsten Bibliothek für pommersche Literatur. Die Spezialsammlung „Pomeranica“ umfasst ca. zwanzigtausend Bände. Es sind regional geschichtliche Schriften von 1851 bis heute. In der Abteilung „Alte Literatur“ in der Rubenowstrasse sind ältere Bestände zu finden. Schrifttum aus dem 17. und 18.Jahrhundert, das u.a. Leichenpredigten über Pommern enthält, die dort gelebt haben, findet man in der Abteilung „Vitae“. Zurzeit sind 73 Zeitungen aus Vor- und Hinterpommern verfilmt.
Über das vielfältige Material über pommersche Gemeinden und die entsprechenden Quellen, sprach Gunthard Stübs, der für seine Broschüre „Wegweiser für familien- und ortsgeschichtliche Forschung in Pommern“ (leider vergriffen!), umfangreiche Recherchen angestellt hat. Nur einige Quellen seien hier genannt, so Kirchenbücher, Personenstandsbücher,Bürgerbücher, Gutsarchivbestände,Verzeichnisse der pommerschen Lehrer, Adressbücher, Güteradressbücher, sowie die Werke von Brüggemann und Berghaus. Sehr anschaulich dargestellt wurden von dem Referenten diese Informationsquellen aus verschiedenen Jahrhunderten am Beispiel des Dorfes Jarchlin im Kreis Naugard.
Ein weiterer Vortrag mit Lichtbildern über „Notgeldscheine aus Pommern zur Zeit des Ersten Weltkrieges und der folgenden Inflation“ schloss sich an, gehalten von Karl-Christian Boenke aus Bonn, der seine Zuschauer und –hörer über die Geschichte des Not- und Inflationsgeldes ausführlich und interessant informierte. Die farbenprächtigen und teilweise künstlerisch gestalteten Scheine stellen ein Stück Geschichte dieser Zeit dar, in diesem Falle der Geschichte Pommerns.
Der letzte Tag des Seminars begann mit einer Andacht in der Versöhnungskirche. Es folgte ein weiteres Referat von Gunthard Stübs über „Pommern-Informationen im Internet“. Das Internet bietet bekanntlich unerschöpfliche Informationsmöglichkeiten, diese für den PKST und die Heimatkreise noch zu erweitern soll unser Ziel sein. Wir erinnerten an die PKST-Jahrestagung 2000, als wir den Heimatkreisen die Einrichtung von Webseiten empfohlen haben. Heute, vier Jahre später, ist es für die meisten von uns ein selbstverständliches Hilfsmittel.
Zu allen Tagungsthemen erfolgten umfangreiche Aussprachen und entsprechende Zusatzinformationen, die in spätabendlicher geselliger Runde noch weiter geführt wurden. Das Fazit: Eine gelungene und informative Tagung, die von den Teilnehmern sehr positiv beurteilt wurde. Es war der allgemeine Wunsch sich in zwei Jahren wiederzutreffen zu einem Erfahrungsaustausch und „mehr“. Mit dem Pommernlied wurde die Tagung beendet.

Margrit Schlegel