Die 12. PKST-Sommertagung nicht nur mit einem "Heiligenschein"

Eine Tagung mit Rekordbeteiligung bei Bismarcks in Varzin

Margrit Schlegel, PKST-Präsidentin

Aus allen Teilen Deutschlands waren die Teilnehmer der 12. PKST-Sommertagung nach Varzin gekommen, unter ihnen auch einige, die zum ersten Mal dabei waren. Unsere Reisegruppe war mit fast siebzig Personen so groß wie niemals zuvor. In Varzin, dem ehemaligen Schloss Otto von Bismarcks, ist bekanntlich seit dem Jahre 1946 eine Forstschule untergebracht, ihr Leiter ist der aus Oberschlesien stammende Dr. Peter Manka.

Unser diesjähriges Programm versprach wieder eine Mischung aus interessanten Vorträgen und Exkursionen in die nähere und weitere Umgebung Varzins.

Am Sonntagmorgen besuchten wir den evangelischen Gottesdienst in Stolp. Es war wie jeden ersten Sonntag im Monat ein Familiengottesdienst und wurde von Pastor Froehlich in deutscher und polnischer Sprache gehalten. Er begrüßte die Teilnehmer der PKST-Tagung besonders herzlich. Der mit einem Abendmahl verbundene Gottesdienst stand unter dem Wochenspruch "Einer trage des anderen Last, so werdet Ihr das Gesetz Christi erfüllen". Die Kirche war gut besucht, und in Gesprächen mit den deutschsprachigen Gemeindemitgliedern konnten wir im Anschluss an den Gottesdienst die Freude über unseren Besuch feststellen. Pastor Froehlich sprach den Wunsch aus, dass wir im nächsten Jahr wieder am Gottesdienst in seiner Kirche teilnehmen mögen.

Mit dem Vorsitzenden des Deutschen Freundeskreises in Stolp, Detlef Rach, unternahmen wir anschließend eine Stadtrundfahrt, die uns u.a. zu den bekannten Punkten wie Schloss und Rathaus führte. Das Mittagessen war im Schlosshotel "Podewils" in Krangen für uns vorbereitet. Der Besuch dieses gepflegten Hotels reizvoll am See gelegen, ist immer wieder ein Erlebnis.


Unsere Reisegruppe in Varzin

Nach der Besichtigung der Patronatskirche Otto von Bismarcks in Wussow gab es Kaffee und Kuchen in der Alten Schmiede in Wussow. Dann wurde es Zeit zur Rückfahrt nach Varzin, zum Vortrag von Ulrich Erbe aus Torgelow, der im Weißen Salon des Schlosses über "Bismarck und den Pietismus in Pommern" sprach. Zunächst stellte er seine umfangreiche Sammlung von Bismarckliteratur vor. Der Pietismus in Pommern wurde bekannt durch Adolph von Thadden, der auf seinem Gut Trieglaff im Kreis Greifenberg u.a. Hausandachten mit seinem Personal hielt. Im Jahre 1843 schloss sich Otto von Bismarck von Kniephof im Kreis Naugard der Gemeinschaft an. Hier lernte er die Tochter des Hauses Marie von Thadden kennen, die mit Birmarcks engstem Freund Moritz von Blankenburg befreundet war. Bismarck und Marie von Thadden kamen sich näher. Durch ihren plötzlichen Tod hat Otto von Bismarck zum aufrechten Glauben gefunden. In dieser Gemeinschaft lernte Bismarck auch seine spätere Frau Johanna von Puttkamer kennen, die aus dem Kreis Rummelsburg kam. Sie wurde in Viartlum geboren, seit ihrem 2. Lebensjahr lebte sie mit ihren Eltern auf dem Gut Reinfeld.

Der Teil dieses Tages, der mit "einem Heiligenschein" versehen war, wie es einige Teilnehmer anmerkten, ging mit dem Vortrag von Pastor Ulrich Erbe zu Ende.

Es folgte ein gemütlicher Grillabend im Park des Schlosses. Ein Akkordionspieler erfreute uns mit deutschen Volksliedern zum Mitsingen.

Der laue Sommerabend ließ die Teilnehmer noch lange in froher Runde in Sichtweite des Schlosses verweilen.

Einen Gang durch das Schloss und den Park unternahmen wir am nächsten Morgen mit Peter Manka. An den drei "Cnotka" Eichen, die wir im Jahre 2005 nach dem Tod des Initiators der Varziner Tagungen gepflanzt haben, legten wir wie in den Jahren zuvor einen Kranz nieder. Die PKST-Präsidentin sprach Worte des Gedenkens.

Vor unserer Busfahrt nach Köslin hörten wir von Irmtraud Holzinger aus Plettenberg den Vortrag "Elise Troschel – eine Ärztin aus Köslin". Sie berichtete sehr anschaulich von den Schwierigkeiten, die eine Frau damals im 19. Jahrhundert während Medizinstudiums zu überwinden hatte, wenn sie in die Domäne der Männer eindrang. Nach ihrer Heirat und zwischen den Geburten ihrer sieben Kinder setzte sie ihr Studium fort und praktizierte sehr erfolgreich während der beiden Weltkriege, in denen ihre männlichen Kollegen an der Front waren. Elise Troschel wurde 1869 in Köslin geboren und starb 1952 in Oldenburg.

Unsere Halbtagesfahrt führte uns nach Köslin. Zunächst ging es jedoch zum Jamunder See an die Ostsee nach Großmöllen, wo ein reges Badeleben herrschte, dem sich einige unserer Teilnehmer anschlossen. Nach einem kurzen Spaziergang durch den sehr lebhaften Badeort, der zu deutscher Zeit noch ein verträumtes Fischerdorf war, fanden wir auf der Terrasse eines Hotels mit Blick auf die Ostsee eine Möglichkeit zum Kaffeetrinken.

Bereits ab Varzin begleitete uns der HKA-Vorsitzende von Köslin, Klaus Moerler mit seiner Frau. Während unserer Rundfahrt durch Köslin hörten wir interessante Einzelheiten über seine Heimatstadt, u.a. wie es über die Salem-Schwestern zwischen der Stadt Minden und den ehemaligen Köslinern nach dem Krieg zu einer Patenschaft kam. Markante Punkte, die wir während der Fahrt durch Köslin sahen, waren das Rathaus, die Gertraudenkirche, die ehemalige Napolaschule, die Kasernen, das Krankenhaus mit dem dazugehörenden Mutterhaus der Salem-Schwestern. Bei einem Abstecher auf den Gollen, dem Hausberg der Kösliner, konnten wir vom Aussichtsturm einen Blick auf die Stadt und die nahe Ostsee werfen. Den Tag ließen wir beim Abendbrot im gemütlichen "Jamunder Wirtshaus" in Köslin ausklingen.


Volkstanzgruppe "Rummelsburg"

Der Gardersee und das Ostseebad Rowe waren unser Ziel am nächsten Tag. Wir durchfuhren die schöne pommersche Landschaft und nahmen das Mittagessen im vornehmen Hotel "Kormoran" in Rowe ein. Eine Gruppe wagte den Aufstieg auf den Revekol, von dort hat man bekanntlich einen Blick in das weite Land bis hin zur Ostsee und zur Lontzke Düne. Einige Teilnehmer machten derweil einen kleinen Spaziergang in Schmolsin. Da wir auf unseren Touren mit zwei Reisebussen unterwegs waren, hatten wir hier zwei Reiseleiter, und zwar hatte Detlef Rach ein ortskundiges Mitglied aus seinem Freundeskreis mitgebracht.

Am Abend trafen wir uns dann im Weißen Salon des Schlosses zu einem Vortrag von Dr. Ludwig Biewer, dem Vorsitzenden des Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst e.V., über das Thema "Russland in der Außenpolitik Bismarcks". Bismarck war ein guter Russlandkenner durch seine Tätigkeit als Gesandter in St. Petersburg. Er wusste um die Problematik der geographischen Lage Deutschlands in der Mitte Europas und respektierte den russischen Kontinent als Großmacht. Als Grundlage seiner gesamten Außenpolitik sah Bismarck Russland als unbezwingbar an. Die Sicherung des Friedens war ihm wichtig. Er wusste, dass es in der Politik keine Dankbarkeit gibt, denn jede Regierung verfolgt ihren eigenen Zweck.

Der Vortrag von Dr. Biewer wird in einer der nächsten Ausgaben der Pommerschen Zeitung abgedruckt.

Auf den Spuren Otto von Bismarcks ging es am nächsten Tag weiter. Wir durchfuhren den Kreis Rummelsburg mit Stationen in der Traukirche von Otto von Bismarck und Johanna von Puttkamer in Altkolziglow und im Schlosspark von Reinfeld, dem Wohnsitz von Johanna bis zu ihrer Eheschließung. Einen weiteren Halt machten wir bei der Bernsteinschleiferei in Groß Schwirsen.

Ein Höhepunkt dieses Tages war sicher auch das Mittagessen auf dem Schießplatz in Rummelsburg bei Alfons Rekowski, dem Vorsitzenden des Rummelsburger Bundes. Hier wurden wir sehr herzlich durch den Rummelsburger Bürgermeister Ramion begrüßt. Die Volkstanzgruppe Rummelsburg erfreute uns mit ihren Darbietungen. Das ARD-Fernsehen aus Köln drehte dort einen Beitrag mit dem Titel "Internationale Tänze und Brauchtum", der im 1. Programm in der Mittagszeit unter Titel "Buffet" gesendet wird. Unsere Gruppe bildete die Kulisse dafür.

Ein weiterer Höhepunkt war sicher der Abschiedsempfang in Bismarcks Arbeitszimmer. Als Gäste waren gekommen, Isabel Sellheim vom Heimatkreis Stolp, Detlef Rach und Alfons Rekowski mit ihren Ehefrauen. Die PKST-Präsidentin erinnerte noch einmal an die vergangenen Tage in unserem schönen Pommernland. Nach einem Dank an die Teilnehmer, besonders an den nimmermüden Peter Manka, verteilte sie Urkunden dieser Tagung.

Als besondere Überraschung für Peter Manka für seine vorbildliche Verständigungsarbeit im Rahmen der PKST-Sommertagungen verlieh sie ihm das Pommersche Eichenblatt in Silber. Der Geehrte war hocherfreut über diese Auszeichnung. Das Eichenblatt hat für den Bismarckkenner und Forstmann eine noch tiefere Bedeutung. Mit einem Glas Sekt wurde auf die gelungene Tagung angestoßen. Die Präsidentin gab den Termin für die 13. Sommertagung bekannt, und zwar vom 22. – 27. August 2010. Mit dem gemeinsamen Gesang unseres Pommernliedes endetet der Abschiedsabend.

Wie an den Abenden zuvor saßen die Teilnehmer noch lange in gemütlicher Runde bei angeregten Gesprächen in der Remise zusammen. Es gibt ja immer so viel zu erzählen, und das Gemeinschaftsgefühl hat bei den Varziner Tagungen einen besonderen Stellenwert.

 

Die Vorträge der 11. und 12. Varziner Tagung werden Anfang 2010 in einem weiteren "Varziner Heft" erscheinen. Die Ankündigung finden Sie in der Pommerschen Zeitung.